Ich führe viele Erstgespräche mit Halter:innen von Hunden, die Ängste und Umweltunsicherheiten zeigen. In der Beratung kommt häufig heraus, dass man in manchen Situationen auch mal richtig wütend auf den Hund ist.
Warum.. denkt man da als Außenstehende/r vielleicht? Wie kann man denn auf ängstliche Hunde wütend sein? Angst ist doch etwas, was eher Mitleid hervorruft oder Mitgefühl? Das Bedürfnis zu beschützen, zu helfen?
Was ist da los, dass Menschen Wut auf diese "armen Hunde" haben? Vielleicht denkt man sogar "Das würde mir nicht passieren!"
Zunächst einmal. Gerade, weil man mit ängstlichen Hunden oft so mitfühlt und die Ängste oder Umweltunsicherheiten so präsent sind, ist es wahnsinnig schwer, sich davon abzugrenzen.
Die Arbeit mit Hunden mit Ängsten kann sehr sehr zäh sein. Oft sogar zäher als Aggressionsverhalten. Zwei Schritte nach vorne und einer zurück.
Ein Beispiel. Man trainiert mit dem Hund: Orientierung am Menschen, Habituationstraining in guten Dosen um zu konfrontieren, Arbeit an der Beziehungsstruktur usw. usw. Und dann geht es mal gerade ein bisschen bergauf im Training. Aber plötzlich steht da eine Mülltonne, die einfach nur anders steht als sonst, vielleicht ist es noch ein bisschen windiger als gestern und dein Hund reißt dir plötzlich fast den Arm aus, weil er so schnell wegflüchten will. Und dann steht man da. Tut alles für den Trainingsfortschritt. Der Arm tut weh und man denkt sich "Es ist doch einfach nur eine Mülltonne. Warum vertraust du mir nicht, dass ich dich durch die Welt führe? Warum ist das Leben so kompliziert mit dir? Du wärst so viel freier ohne deine bescheuerten ganzen Ängste. Wir könnten so eine schöne Zeit zusammen haben. Wir sind jetzt 5 Tage an dieser dummen Mülltonne vorbeigelaufen und jetzt wirst du kopflos?"
Und es ist mehr als verständlich und sehr menschlich, mal solche Momente zu haben. Niemand hat IMMER Geduld. Angst kann richtig nerven. Richtig doll. Das heißt nicht, dass man die Wut am Hund rauslassen eine gute Option ist. Das heißt nur: Ihr seid damit nicht alleine!
Was kann helfen? Wissen (Was passiert bei Angst? Wie habituiert und sensitiviert sich ein Hund? Wie läuft eine akute Stressreaktion ab?), Handlungsfähigkeit durch konkrete Techniken für die Situationen, angepasste Erwartungen, Abgrenzung lernen, Management-Skills sowie das Sprechen über und Raum geben für Emotionen. Kurz gesagt: Eine Begleitung im Training und individuelle Beratung vor Ort. Für den Wissensteil ist eine unvoreingenommene (sowiet möglich) Auseinandersetzung mit dem Thema Ängste wichtig – eine, die nicht auf Mitleid basiert, sondern auf dem Wunsch zu verstehen und auf Mitgefühl mit sich selbst UND dem Hund fundiert ist.
Geballtes Wissen zum Thema "Umgang mit Hunden mit Ängsten" bekommt ihr in unserem Doppelwebinar.
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